Die Schönheit des Unperfekten
Zwischen den Jahren lassen viele das alte Jahr Revue passieren. Dabei erinnern wir uns bestimmt auch an manches, das wir uns anders vorgestellt und gewünscht haben. Vielleicht zerbrachen - neben den Müslischalen unserer Jungs - auch der ein oder andere Traum, vielleicht ging eine Beziehung zu Ende oder eine Freundschaft, geschenktes Vertrauen bekam Risse.
Müslischalen können repariert werden, meistens bemüht man sich dabei auch, dass die Schäden unsichtbar werden. Eine Besonderheit von Kintsugi, einer traditionell japanischen Reparaturmethode für Keramik besteht darin, dass die reparierten Bruchstellen sichtbar bleiben. Die Bruchstücke werden mit Japanlack – Urushi und feinem Goldstaub – repariert. Der Bruch bleibt absichtlich sichtbar, unperfekt und - wie ich finde - schön.
Wir haben dieses Jahr sugru verschenkt, das ist ein Kleber, der nach dem Aushärten trotzdem biegsam bleibt. Die Designerin wollte nicht noch einen weiteren Gebrauchsgegenstand herstellen, sondern etwas erfinden, das bereits Bestehendes repariert und erhält.
Lasst uns dieses Jahr die Brüche, die das Leben mit sich bringt, annehmen - ohne sie kaschieren zu wollen oder gleich das Ganze wegzuwerfen.
Lasst uns stattdessen die Bruchstellen. die Zerbrechlichkeit und die Fehlerhaftigkeit des Lebens feiern. Wir können so neues Leben in alte Dinge einhauchen.